Glückliche Tage
Die Vorstellung am 21.11. entfällt wegen Krankheit ersatzlos!
Beckett-Stück im Stuttgarter Forum Theater
Sternstunde der Schauspielkunst
Christof Küster hat im Forum Theater Samuel Becketts Zweiakter „Glückliche Tage“ mit einem originellen, zeitbezogenen Dreh inszeniert. Das Stück ist aus mehreren Gründen sehenswert.
Eine Blackbox, eingerichtet als Probebühne. Ein Tisch mit Stuhl, Beschriftungen auf dem Boden, Markierungen auf Kisten im Hintergrund, ein Stehpult und Mikrofone schaffen eine Arbeitsatmosphäre und evozieren dennoch ein Bühnenbild (Ausstattung: María Martínez Peña). In Christof Küsters Inszenierung von Samuel Becketts 1961 uraufgeführtem Zweiakter „Glückliche Tage“ für das Forum Theater in Stuttgart scheint weder die sengende Sonne über einer ausgedörrten Grassteppe noch gibt es einen Sandhügel, aus dem der lebendige Torso einer Frau ragt.
Küster treibt ein doppeltes Spiel, indem er den beiden Hauptfiguren Winnie und Willi eine dritte Bühnenfigur an die Seite stellt – die des regieführenden Autors. Der Regisseur nimmt dabei Bezug auf ein als Suhrkamp-Taschenbuch vorliegendes Protokoll von Becketts Proben am Berliner Schiller-Theater. Der Willie-Darsteller Udo Rau verkörpert auch diese Instanz, die mit sanfter Beharrlichkeit keinerlei Abweichung vom Skript zulässt und für Winnie jede Geste und Tonlage präzise festlegt. Mimisch grandios, wie Martina Guse als Winnie diesen Regieanweisungen zögerlich folgt, zugleich jedoch ihren eigenen Handlungsspielraum auslotet. Geht sie zu weit, ertönt ein Warnsignal, begleitet von roten Lichtsignalen (…)
Erstaunlich ist, dass die eigentliche Handlung trotz dieser zweiten Bedeutungsebene keinen Schaden nimmt. Die Platzierung Winnies am Tisch genügt, um sie auf engstem Raum zu bannen. Von dort aus agiert Martina Guse so emsig wie eloquent: betet, stöbert im Sack, feilt Nägel, hängt ihren Träumen nach. In ihrer Figur pulsiert eine Lebendigkeit, die an- und abschwillt, aber nie zu versiegen droht. (…)
Wie sie den Gebrechlichen von ihrem Fixpunkt aus durch den Raum dirigiert, ihn mit ihrer Energie steuert und letztlich am Leben hält, ist beste Tragikomik. (…) Zugleich ist dieses Kräfteverhältnis aufgrund der Probenkonstellation mit Regisseur und Darstellerin exakt umgedreht. Wer gerade die Oberhand hat, ist eine Frage der Fokussierung. Wie bei einer Doppelbelichtung bleiben beide Erzählstränge jederzeit wahrnehmbar, auch wenn die Aufmerksamkeit mal mehr auf das Stück selbst und mal mehr auf dessen Einstudierung gelenkt wird.
Dass das Premierenpublikum am Donnerstagabend diesem changierenden Ganzen staunend folgen konnte, liegt nicht zuletzt dem fein austarierten Zusammenspiel beider Darsteller. Chemie und Timing stimmen. Und so ist „Glückliche Tage“ ein weiteres Empfehlungsschreiben für Christof Küster und eine Sternstunde der Schauspielkunst.
StZ Plus, 12.04.2024, Julia Lutzeyer
21 Euro Vollzahlerticket
18 Euro Ermäßigtes Ticket**
8 Euro Hintere Plätze***
7 Euro Ticket für Student*innen, Azubis, Schüler*innen****
Sonderpreise für Schulklassen
Bonuscard Kultur: Eintritt frei
Im Online-Verkauf: Eintrittspreis zzgl. Vorverkaufsgebühr. Weitere Informationen zum Thema Tickets finden Sie unter diesem Link.
* Förderticket: Vielen Dank für Ihre zusätzliche Unterstützung!
** Als ermäßigt gelten Besitzer*innen eines Schwerbehindertenausweises
***Bitte beachten Sie, dass Karten für „Hintere Plätze“ ausschließlich telefonisch oder persönlich über das Kartenbüro bestellbar sind.
****Bei allen Eigenproduktionen: 7 Euro-Ticket für Schüler*innen, Student*innen, Azubis. Bitte Nachweis am Einlass vorzeigen.
Vorverkauf ab 10. September 2024
Möchten Sie vor der Vorstellung etwas im Forum Café essen? Dann empfehlen wir Ihnen, sich mindestens eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im Café einzufinden.