»Als Max Frisch 1967 ›Biografie – Ein Spiel‹ schrieb, waren die Reaktionen keineswegs nur positiv. Im Forum Theater, wo das vom Autor selbst überarbeitete Stück unter dem Titel ›Biografie‹ Premiere hatte, erweist es sich als erstaunlich frisch und aktuell. Denn es geht um die Frage nach der Verantwortung für das eigene Leben. Es geht darum, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. […] Ein spannendes Stück, das Dieter Nelle sehr klar, schlicht und präzis inszeniert hat. Schiebewände definieren die Spielflächen, gelegentlich werden Fotos projiziert, stimmungsvolle Musik grundiert die Szenen. Dieter Nelle zeigt großes Gespür für Rhythmus und Atmosphäre, auch die Schauspieler sind konzentriert, sicher und stark in diesem Experiment, das zugleich ein Lehrstück über das Theater selbst ist, das doch auch nichts anderes ist als ein Spiel mit reproduzierten Szenen.« StZ, 07.05.11
»Regisseur Dieter Nelle hat mit ›Biografie – Ein Spiel‹ einen Treffer gelandet. Aufs Wesentliche verdichtet, mit hervorragenden Schauspielern besetzt und auch von der Ausstattung her ein Genuß. Ein Stück von 1967, bei dem Frischs Begeisterung für die Probenarbeit im Theater lebendig und greifbar wird. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der eigenen Identität. […] Es ist faszinierend, das Trio Schirin Brendel (Registrator), Kathrin Hildebrand (Antoinette) und Maarten Güppertz (Kürmann) bei ihrem variantenreichen Identitätsspiel zu beobachten. Lauernd, schleichend, bestimmt, verführerisch, verunsichert wechseln sie die Rollen, bewegen sich aufeinander zu und voneinander weg. Es ist wie bei einem Schachspiel: Wer macht den nächsten Zug und welche Folgen hat das? Die passende Atmosphäre dazu hat der Bühnen- und Kostümbildner Mirko Hensch geschaffen. Ohne ins Retro-Kitschige zu verfallen, läßt er die 60er-Jahre ganz reduziert, aber stimmig aufleben. Mit Farbklängen in Braun und Dunkelgrau, mit Akzenten wie ein blauschimmerndes Cocktailkleid, ein Sideboard, Whiskyflaschen oder ein klobiges weißes Telefon. Besonders schön: projizierte Riesenvideos, die den Raum mit der verführerischen Antoinette als Obsession Kürmanns füllen.« Kultur, Juni 11
»Erstaunlich ist, mit welch automatenhafter Geduld Brendel und Hildebrand die Revisionswünsche von Güppertz mitmachen, der sich immer mehr verstrickt. Einmal erschießt er sogar seine Frau, doch das ist ihm nicht recht, deshalb steht sie auch einfach gleich wieder auf. Der Grund ist wohl der, daß am Ende dieser kurzweiligen Inszenierung der Frau die Möglichkeit gegeben wird, all ihre Entscheidungen zu revidieren. Aber das wäre eine neue Inszenierung.« StN, 12.05.11